Cannabis auf Rezept: Alles, was du vor deiner Therapie wissen solltest

Seit 2017 findet Cannabis in Deutschland unter bestimmten Umständen als verschreibungspflichtiges Medikament seinen Einsatz. Es erlangt dabei immer mehr den Status als Alternative zu herkömmlichen Arzneimitteln. Daher interessieren sich immer mehr Patienten für eine Behandlung mit medizinischem Cannabis. Seit der Gesetzesänderung 2024, ist es noch leichter, ein Rezept für Cannabis zu erhalten: seitdem fällt es nicht mehr unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG). In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige rund um das Thema „Cannabis auf Rezept“: von den Voraussetzungen über die Beantragung bis hin zu rechtlichen und praktischen Aspekten deiner Therapie.

Wann dürfen Ärzte medizinisches Cannabis verschreiben?

Die Frage bleibt zunächst bestehen: Wie bekomme ich Cannabis auf Rezept in Deutschland? Denn nicht jede Erkrankung kann und sollte mit Cannabis behandelt werden. Die Voraussetzungen für eine Cannabis-Therapie sind: 

  1. Eine schwerwiegende Erkrankung, bei der herkömmliche Therapien nicht ausreichend wirksam waren oder die Nebenwirkungen zu stark waren
  2. Einen Ausschluss anderer Behandlungsoptionen
  3. Eine ärztliche Einschätzung, dass medizinisches Cannabis eine spürbare Verbesserung der Symptome bewirken kann

Bereits jetzt findet Cannabis Anwendung im medizinischen Bereich. Folgende Einsatzgebiete sind typisch: 
•    Chronische Schmerzen (Rheuma, Nervenschäden, Migräne)
•    Neurologische Erkrankungen (Multiple Sklerose „MS“, Epilepsie, Parkinson)
•    Schlafstörungen (oft im Rahmen anderer Erkrankungen)
•    Psychische Erkrankungen (Depression, Angststörung, ADHS, PTBS)
•    Appetitlosigkeit oder Gewichtsverlust (z.B. durch Krebs- oder HIV-Therapien)
•    Autoimmunerkrankungen (Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, Arthritis)
•    Verdauungsproblemen
•    Menstruationsbeschwerden
•    Hauterkrankungen
•    Und vieles mehr

Wie bekommst du Cannabis verschrieben?

Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung

  • Gespräch mit einem spezialisierten Arzt (z. B. Schmerzmediziner oder Neurologe)
  • Dokumentation bisheriger Therapieversuche
  • Beantragung bei der Krankenkasse (optional – für Kostenübernahme)
  • Ausstellung des Rezepts bei Genehmigung
  • Abholung in oder Lieferung einer Apotheke

1) Finde den richtigen Arzt

Seit 2024 dürfen nicht nur spezialisierte Ärzte medizinisches Cannabis verschreiben, sondern jeder Mediziner, abgesehen von Zahn- und Tierärzten. Doch nur, weil alle Ärzte es verschreiben dürfen, heißt das noch nicht, dass es auch alle gerne tun. Manche Mediziner haben noch wenig Erfahrung in der Cannabis-Therapie, andere stehen ihr nicht aufgeschlossen gegenüber. Du kannst zuerst mit deinem Hausarzt sprechen. Sollte dort keine Bereitschaft bestehen, sind Neurologen, Psychiater, Palliativ- oder Schmerzmediziner eine gute Anlaufstelle.

2) Cannabis-Rezept online beantragen

Alternativ kannst du auch Telemedizin-Angebote, wie die von GreenMedical, nutzen. Bei uns kannst du leicht und schnell ein individuell abgestimmtes Cannabis-Rezept online erhalten – ausgestellt von erfahrenen deutschen Ärzten und bequem von unseren Partnerapotheken direkt zu dir nach Hause geliefert. Dazu einfach:

  1. Cannabisprodukt auswählen
  2. Fragebogen ausfüllen
  3. Ärztliche Freigabe abwarten
  4. Nach der Zahlung erfolgt die Lieferung

3) Vorbereitung auf das Gespräch

Je besser du auf das Gespräch mit deinem Arzt vorbereitet bist, desto höher ist die Chance auf eine Verschreibung. Du solltest auf jeden Fall eine Dokumentation deiner bisherigen Therapieversuche vorbereitet haben. Dazu gehört unbedingt eine Liste deiner bisher eingenommenen Medikamente und eine Beschreibung deiner Symptome und gegebenenfalls von Nebenwirkungen. Du solltest außerdem darauf achten, dass du bereits gestellte Diagnosen oder Arztberichte dabei hast. Für eine möglichst erfolgreiche Cannabis-Therapie solltest du also gut vorbereitet sein.

4) Medizinisches Marihuana: die verschiedenen Formen

Medizinalcannabis gibt es in verschiedenen Varianten:

  • Blüten: können inhaliert oder mit einem Vaporizer verdampft werden
  • Öle und Extrakte: werden oral eingenommen, z.B. unter der Zunge oder im Tee
  • Fertigarzneimittel: wie Kapseln oder Tabletten werden verschrieben, wenn eine sehr präzise Medikation notwendig ist

Du solltest am besten mit deinem Arzt besprechen, welche Darreichungsform für dich die passendste ist.

5) Die richtige Dosierung

Eine langsame, schrittweise Anpassung deiner Dosierung unter ärztlicher Begleitung ist sehr wichtig. So wird die optimale Wirkung gewährleistet und Nebenwirkungen ausgeschlossen oder so gering wie möglich gehalten. Es ist ratsam, mit einer niedrigen Dosierung anzufangen und dich dann zu steigern, bis der gewünschte Effekt erzielt ist. Wahrscheinlich wird dabei deine Geduld etwas gefragt sein.

6) Kassenrezept oder Privatrezept?

Sobald deine Cannabis-Therapie vom Arzt genehmigt wurde, erhältst du ein Rezept, welches du in einer Apotheke deiner Wahl einlösen kannst. Doch es gibt zwei verschiedene Arten von Rezepten:

  • Kassenrezept: Gesetzlich Versicherte haben grundsätzlich Anspruch, müssen aber einen Antrag auf Kostenübernahme stellen. Dabei hilft dir dein behandelnder Arzt. Prüfung und Freigabe seitens deiner Krankenkasse können einige Wochen dauern. Bei Ablehnung hast du die Möglichkeit, Widerspruch einzureichen.
  • Privatrezept: Hierbei musst du die Kosten für Rezept und medizinisches Cannabis selbst übernehmen. Dafür geht es schneller und die Bürokratie entfällt.

Du kannst außerdem, egal bei welcher Rezeptform, einen kostenlosen, personalisierten Cannabisausweis mit beantragen. Mit diesem kannst du dich dann als Cannabispatient ausweisen.

7) Behandlung mit Cannabis dokumentieren

Du solltest ab Therapiebeginn deine Behandlung mit medizinischem Marihuana dokumentieren. Schreibe dabei alles auf:

  1. Jeweilige Dosierung
  2. Detailliert: Verbesserung deiner Symptome
  3. Gegebenenfalls auftretende Nebenwirkungen

Schreibe zuhause am besten ein Therapietagebuch, welches du dann zu den Kontrollterminen bei deinem behandelnden Arzt mitnimmst. So haben sowohl du als auch dein Arzt eine gute Übersicht über deine Therapie und es können vielleicht Anpassungen gemacht werden, bis du perfekt eingestellt bist.

Welche möglichen Nebenwirkungen gibt es?

Mögliche Nebenwirkungen, die bei medizinischem Cannabis auftreten können, sind unter anderem:

  • Schläfrigkeit
  • Schwindel
  • Mundtrockenheit
  • Konzentrationsstörungen
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Angst
  • Psychosen (vor allem in Wechselwirkung mit anderen Medikamenten)

Solltest du während der Cannabis-Therapie etwas davon bei dir feststellen, schreibe es gegebenenfalls in dein Therapietagebuch und besprich es auf jeden Fall mit deinem behandelnden Arzt.

 

Wann ist medizinisches Cannabis keine Option?

Wenn du in der Gegenwart oder Vergangenheit bereits mit Schizophrenie oder Psychosen zu tun hattest, solltest du keine Cannabis-Therapie für dich in Erwägung ziehen. Während der Schwangerschaft und Stillzeit solltest du ebenfalls kein medizinisches Cannabis zur Behandlung verwenden. Außerdem wenn du bereits schwere Leber-, Herz- oder Nierenkrankheiten hast.

Welche Erfahrungen gibt es bei der Cannabis-Wirkung?

Medizinisches Cannabis wird von Patienten häufig zur Linderung chronischer Schmerzen, zur Verbesserung der Schlafqualität, zur Reduzierung von Muskelkrämpfen und Angstzuständen sowie bei bestimmten neurologischen Erkrankungen eingesetzt. Die Erfahrungen sind oft positiv. Patienten berichten die Linderung von Symptomen und eine verbesserte Lebensqualität. Dies gilt insbesondere, wenn herkömmliche Behandlungen unzureichend waren oder starke Nebenwirkungen hervorriefen. 

Schmerzen:

Besonders bei chronischen Nervenschmerzen (neuropathische Schmerzen) und krebsbedingten Schmerzen wird eine lindernde Wirkung berichtet. 

Schlafstörungen und innere Unruhe:

Patienten berichten von einem ruhigeren Schlafrhythmus und weniger aufwühlenden Träumen. Außerdem von reduzierter innerer Unruhe und Stress. 

Andere Erkrankungen:

Es gibt positive Berichte bei Spastiken, Muskelkrämpfen, bei Krebspatienten während der Chemotherapie sowie bei bestimmten Erkrankungen wie Multipler Sklerose, Morbus Crohn, Aids und Tourette-Syndrom. 

Verbesserung der Lebensqualität:

Neben der direkten Symptomlinderung wird oft eine allgemein verbesserte Lebensqualität, eine Steigerung des Appetits und eine verbesserte Bewältigung der Krankheit (Coping) genannt. 

FAQ

Wer darf medizinisches Cannabis verschreiben?

Jeder approbierte Arzt in Deutschland darf seit April 2024 medizinisches Cannabis auf einem regulären Rezept verschreiben – unabhängig von der Fachrichtung. Ausgenommen sind Zahn- und Tierärzte.

Welche Erkrankungen rechtfertigen eine Cannabis-Therapie?

Vor allem chronische Schmerzen, Multiple Sklerose, Epilepsie, Depressionen, ADHS, Tumorschmerzen, Glaukom (in Einzelfällen) und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.

Muss ich vorher andere Medikamente ausprobiert haben?

Ja, in der Regel musst du belegen, dass andere Therapien nicht ausreichend geholfen haben oder starke Nebenwirkungen hatten. Das ist Voraussetzung für die Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenkasse.

Wie läuft die Beantragung bei der Krankenkasse ab?

Der Arzt stellt einen begründeten Antrag. Die Kasse prüft diesen und entscheidet innerhalb von 3–5 Wochen. In der Palliativversorgung entfällt diese Genehmigungspflicht.

Wie viel kostet medizinisches Cannabis?

Als Selbstzahler musst du mit etwa 300–600 € pro Monat rechnen – abhängig von Dosierung und Sorte. Bei Genehmigung durch die Kasse übernimmt diese die Kosten vollständig.

Ist Cannabis auf Rezept legal?

Ja. Wenn du ein ärztliches Rezept hast, ist der Besitz und Konsum von medizinischem Cannabis legal – jedoch nur für dich als Patient und in der vorgesehenen Menge und Form. Du kannst dir dazu auch einen Cannabisausweis ausstellen lassen.

Darf ich mit medizinischem Cannabis Auto fahren?

Du darfst unter Cannabis-Einfluss Auto fahren, wenn du nicht berauscht bist und deine Fahrtüchtigkeit nicht eingeschränkt ist. Ein ärztliches Attest kann helfen, aber ein positiver THC-Test bei einer Kontrolle kann trotzdem Probleme machen.

Wie schnell wirkt medizinisches Cannabis?

Bei Inhalation (z. B. Vaporizer) meist innerhalb von Minuten. Bei Ölen oder Kapseln kann es 30–90 Minuten dauern. Die Wirkung hält je nach Einnahmeform 2–8 Stunden an.

Macht medizinisches Cannabis abhängig?

Bei kontrollierter, ärztlich begleiteter Anwendung ist das Abhängigkeitsrisiko sehr gering. Es gibt kaum Hinweise auf Suchtentwicklung bei medizinischen Patienten unter therapeutischer Dosierung.

Kann ich das Rezept auch online bekommen?

Ja. Telemedizinische Anbieter mit Cannabis-Spezialisierung bieten ärztliche Beratung und Rezeptausstellung digital an – oft schneller und niedrigschwelliger als klassische Hausarztpraxen.