Neurologische Erkrankungen
Was sind neurologische Erkrankungen?
Neurologische Erkrankungen sind Störungen, die das Nervensystem betreffen, einschließlich des Gehirns, des Rückenmarks und der peripheren Nerven. Diese Erkrankungen können eine Vielzahl von Symptomen verursachen, wie Bewegungs- oder Sensibilitätsstörungen, kognitive Störungen wie z.B. Gedächtnisprobleme, Schmerzen, Muskelkrämpfe oder Lähmungen. Neurologische Erkrankungen können angeboren sein, sich im Laufe des Lebens entwickeln oder durch äußere Einflüsse entstehen.
Woher kommen neurologische Erkrankungen?
Neurologische Erkrankungen können verschiedene Ursachen haben, darunter:
- Genetische Faktoren: Erbkrankheiten oder genetische Anomalien können zu neurologischen Erkrankungen führen, wie bei der Huntington-Krankheit oder Muskeldystrophie.
- Autoimmunerkrankungen: Bei Multipler Sklerose (MS) oder dem Guillain-Barré-Syndrom greift das Immunsystem fälschlicherweise die eigenen Nervenzellen an.
- Infektionen: Bakterielle, virale oder parasitäre Infektionen können das Nervensystem beeinträchtigen, wie bei Meningitis oder Enzephalitis. (Entzündungen des Gehirns oder des Rückemarks)
- Degenerative Erkrankungen: Alterungsprozesse oder neurodegenerative Erkrankungen führen zum fortschreitenden Verlust von Nervenzellen, wie bei Alzheimer oder Parkinson.
- Verletzungen: Traumatische Hirnverletzungen oder Rückenmarksverletzungen können neurologische Schäden verursachen.
- Durchblutungsstörungen: Schlaganfälle oder Hirnblutungen können die Blutzufuhr und somit Sauerstoffversorgung des Gehirns stören und neurologische Störungen verursachen.
- Tumoren: Gutartige oder bösartige Tumoren können Druck auf das Gehirn oder Rückenmark ausüben und neurologische Symptome auslösen.
- Toxine und Umweltfaktoren: Exposition gegenüber Giften, Drogenmissbrauch oder bestimmte Medikamente und Chemotherapeutika können neurologische Schäden hervorrufen.
Welche Arten neurologischer Erkrankungen lassen sich mit medizinischem Cannabis lindern?
Medizinisches Cannabis kann bei verschiedenen neurologischen Erkrankungen lindernd wirken, insbesondere bei:
Multiple Sklerose (MS)
Cannabis kann Muskelspastik und Krämpfe reduzieren sowie Schmerzen lindern, sowie Schlafstörungen und Blasenprobleme verbessern. Verschiedene wissenschaftliche Studien liefern Hinweise für die Wirksamkeit von Cannabis bei MS, weshalb der Einsatz von Cannabis in den Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften Empfehlung aufgeführt wird, wenn andere zugelassene Arzneimittel nicht oder nur in Teilen erfolgreich waren.
Epilepsie
Cannabis enthält eine heterogene Mischung von Cannabinoiden, welche teils antikonvulsiv (vor Anfällen schützend), teil aber auch prokonvulsiv (die Anfallswahrscheinlichkeit erhöhend) wirken können. Zwar kann bei speziellen und schwer zu behandelnden Formen der Epilepsie wie dem Dravet-Syndrom CBD-reiches Cannabis die Häufigkeit und Schwere von Anfällen verringern, eine allgemeine Empfehlung zur Einnahme von Cannabis kann hieraus jedoch nicht abgeleitet werden. Die Einnahme von Cannabis sollte gegebenenfalls mit dem behandelnden Epileptologen abgesprochen werden.
Parkinson
Der Einsatz von Cannabis bei M. Parkinson ist zwar nicht in den aktuellen Leitlinien vorgesehen, es gibt jedoch Hinweise dafür , dass Cannabis helfen kann, die motorischen Symptome zu lindern (die Beweglichkeit zu verbessern), Dyskinesien zu reduzieren (vor allem medikamenteninduzierte Bewegungsstörungen zu verringern), aber auch nicht-motorische Symptome wie Schlafstörungen, Angst und Depression zu lindern und somit die Lebensqualität zu verbessern. Der Einsatz von Cannabinoiden erfolgt allerdings ohne den eigentlich für Medikamente gewünschten wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweis und ist somit als individueller Heilversuch zu betrachten, wenn andere Therapieansätze nicht oder nur unzureichend gewirkt haben.
Alzheimer
Obwohl die Forschung noch in den frühen Stadien ist, deuten einzelne Studien darauf hin, dass Cannabis Symptome wie Aggression, Unruhe und Schlaflosigkeit lindern kann. Allerdings fehlen umfassendere Studien zum Wirksamkeitsnachweis, weshalb der Einsatz von Cannabis als individueller Heilversuch zu betrachten ist.
Neuropathische Schmerzen
Schmerzen, die durch Nervenschäden verursacht werden, wie bei diabetischer Neuropathie oder postherpetischer Neuralgie, können durch Cannabis gelindert werden. Zwar fehlen umfassendere Studien zum Wirksamkeitsnachweis, weshalb der Einsatz von Cannabis als individueller Heilversuch (off label) zu betrachten ist. Der Einsatz von Cannabis bei unzureichender Wirkung anderer Medikamente kann gemäss der Leitlinien zur medikamentösen Behandlung neuropathischer Schmerzen im Einzelfall erwogen werden.
Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
Einige Studien und Erfahrungsberichte deuten darauf hin, dass Cannabis Spastik und Schmerzen lindern und den Appetit verbessern kann. Allerdings fehlen umfassendere Studien zum Wirksamkeitsnachweis, weshalb der Einsatz von Cannabis als individueller Heilversuch zu betrachten ist.
Wie wirkt medizinisches Cannabis bei neurologischen Erkrankungen?
Medizinisches Cannabis enthält Cannabinoide wie THC und CBD, die mit dem Endocannabinoid-Systems des Körpers interagieren. Dieses System spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Schmerzen, Entzündungen, Stimmung und anderen neurologischen Funktionen. THC kann die Schmerzempfindung und Muskelspastik direkt beeinflussen und hat neuroprotektive Eigenschaften. CBD wirkt entzündungshemmend und angstlösend, was bei der Behandlung von neurologischen Erkrankungen hilfreich sein kann.
Es ist wichtig, dass Patienten die Verwendung von medizinischem Cannabis zur Behandlung neurologischer Erkrankungen mit ihrem Arzt besprechen, um die richtige Dosierung und Anwendungsform zu finden und mögliche Nebenwirkungen zu minimieren.