Ängste - Cannabis bei Angsterkranungen

 

Was sind Angsterkrankungen?

Angstzustände sind intensive und anhaltende Gefühle von Angst und Sorge, die über normale Reaktionen auf Stress hinausgehen. Angst ist grundsätzlich ein evolutionsbiologisch gesehen überlebenswichtiges Gefühl. Angst schützt uns vor Gefahren und erhöht unsere Wachsamkeit. Ängste können aber auch krankheitswertig und so stark werden, dass sie den Alltag betroffener Menschen erheblich beeinträchtigen. Ängste können einerseits Ausdruck anderer Erkrankungen wie zum Beispiel einer Depression sein, oder auch als eigene Erkrankung (Angststörung) auftreten. 

Angst manifestiert sich durch körperliche Symptome wie Herzklopfen, Schwitzen, Zittern und Schwindel sowie kognitive und emotionale Symptome wie Besorgnis, Gedankenkreisen, eingeengtes und katrastrophisierendes Denken und eine Einschränkung des Handlungsspektrums (z.B. Vermeidungsverhalten).


Woher kommen Angsterkrankungen?

Angsterkrankungen können durch eine Vielzahl von Faktoren entstehen, darunter:

- Genetische Faktoren: Eine familiäre Veranlagung kann das Risiko erhöhen, Angsterkrankungen zu entwickeln.
- Biochemische Faktoren: Ungleichgewichte der Neurotransmitter wie Serotonin, Dopamin und GABA können die Entstehung von Ängsten begünstigen.
- Umweltfaktoren: Distress, Traumata, Missbrauch und unsichere Lebensbedingungen können zur Entwicklung von Ängsten beitragen.
- Psychologische Faktoren: Persönlichkeitsmerkmale, frühere Erfahrungen und negative Denkschemata können Angstzustände beeinflussen.
- Medizinische Faktoren: Bestimmte körperliche Erkrankungen, wie Schilddrüsenüberfunktion oder Herzprobleme, aber Nebenwirkungen von Medikamenten können Ängste auslösen.
- Substanzmissbrauch: Der Missbrauch von Alkohol, Drogen oder Medikamenten kann Ängste verursachen oder verschlimmern.

 

Welche Arten von Angsterkrankungen können sich durch medizinisches Cannabis lindern lassen?

Medizinisches Cannabis kann bei verschiedenen Arten von Ängsten lindernd wirken, allerdings kann THC insbesondere der Wirkstoff THC auch Ängste auslösen oder verstärken, weshalb der Einsatz nur nach sorgfältiger Abwägung erfolgen dar. Bei psychotisch motivierten Ängsten (wie zum Beispiel bei einer Psychose) darf kein Cannabis eingenommen werden.

Grundsätzlich gibt es aufgrund unzureichender wissenschaftlicher Datenlage noch keine allgemeine Empfehlung zum Einsatz von Cannabis bei Angsterkrankungen, der Einsatz erfolgt somit als individueller Heilversuch, wenn andere Medikamente keinen oder nur einen unzureichenden Erfolg gezeigt haben. 

Generalisierte Angststörung (GAD)
Menschen mit GAD leiden unter anhaltender und übermäßiger Sorge über alltägliche Dinge, oft ungerichtet. Sie befinden sich in ständiger Sorge, ihren selbst oder ihnen nahestehenden Personen könne etwas zustossen. CBD, ein Wirkstoff in Cannabis, kann durch seine beruhigende Wirkung helfen, das Anspannungsniveau zu reduzieren und diffuse (ungerichtete) Ängste zu verringern. 

Panikstörung
Diese Störung ist durch wiederkehrende Panikattacken gekennzeichnet, die plötzliche Anfälle intensiver Angst und körperlicher Symptome wie Herzrasen und Atemnot umfassen. Eine Panikstörung ist durch das unprovozierte Auftreten von Panikattacken (ohne klaren Auslöser) definiert. In der Folge bekommen Betroffene häufig „Angst vor der Angst“ und trauen sich kaum noch aus dem sicheren Zuhause. 

Der Cannabis Inhaltsstoff CBD kann die Häufigkeit und Intensität solcher Attacken verringern und die Grundanspannung reduzieren. Allerdings kann vor allem THC in höheren Dosen auch attackenweise auftretende Ängste verstärken, weshalb primär CBD eingesetzt werden sollte.

Soziale Angststörung (SAD)
Menschen mit SAD haben eine überwältigende Angst vor sozialen Situationen und vor der Beurteilung durch andere. Sie haben beispielsweise größte Probleme, vor einer Gruppe zu sprechen, auf andere Leute zuzugehen und diese anzusprechen, oder sich in komplexeren Situationen zu behautpten. CBD kann helfen, die sozialen Ängste zu reduzieren und die Grundanspannung zu verringern.

Ängste bei posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS)
Eine PTBS ist keine Angsterkrankung, sondern die Angst ist ein Symptom der PTBS. Eine posttraumatische Belastungsstörung kann nach schweren traumatischen Ereignissen auftreten und ist gekennzeichnet durch Flashbacks (Wiederhallerinnerunge), Schlafstörungen mit Albträumen, Vermeidungsverhalten und schwere Ängste. 

CBD und THC können die Symptome von PTBS lindern, indem sie Angstzustände reduzieren und die Schlafqualität verbessern.


Wie wirkt medizinisches Cannabis bei Ängsten?

Medizinisches Cannabis enthält Cannabinoide wie THC und CBD, die auf das Endocannabinoid-System (ECS) im Körper wirken. Das ECS spielt eine Rolle bei der Regulation von Stimmung, Angst und Stressreaktionen. CBD ist bekannt für seine angstlösenden Eigenschaften und kann die Aktivität der Rezeptoren im ECS modulieren, um Angstgefühle zu reduzieren. THC kann ebenfalls angstlindernd wirken, allerdings kann es in höheren Dosen auch Angst verstärken, daher ist eine sorgfältige Dosierung entscheidend.

Medizinisches Cannabis bietet eine Behandlungsmöglichkeit für verschiedene Arten von Angstzuständen, wenn andere Behandlungsversuche keinen ausreichenden Erfolg zeigten. Besonders CBD hat sich als vielversprechend bei der Reduktion von Angst und Verbesserung der Lebensqualität erwiesen. Allerdings gibt es noch keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz für den breiten Einsatz von Cannabis bei Angststörungen, weshalb Cannabis als individueller Heilversuche zu bewerten ist und off label erfolgt. 

Bei psychotischen motivierten Ängsten (z.B. bei einer Schizophrenie oder anderen wahnhaften Erkrankungen) ist Cannabis kontraindiziert (darf nicht eingenommen werden). 

Da das Verhältnis von THC zu CBD wichtig für den therapeutischen Erfolg ist, sollten Patienten die Anwendung von medizinischem Cannabis zur Behandlung von Ängsten mit einem Arzt besprechen, um die richtige Dosierung und Form der Anwendung zu finden und mögliche Nebenwirkungen zu minimieren.